Klaus Mümpfer zur CD der Band FRAZZ - Annuals
Erhältlich übers Internet: post@cdpost.de
und heidiaydt@web.de
Klagelieder, Liebeslieder, Kinderlieder. Wie eng liegt doch alles beisammen. Wie vertraut und zugleich fremdartig. Getragen und nachdenklich das "Wiegenlied für eine alte Katze", lebhaft und expressiv "Nöle", eine Komposition für eine pfiffige und nölende Katze. "Kosovo", die Klage über Krieg und Flüchtlinge auf dem Balkan ist ebenso traurig wie aufrührerisch. "Tasane maa", ein estnisches Tanzlied mit einer kindlich einfachen Melodie, fasziniert durch die Rhythmen.
Was die Pianistin Heidi Aydt und die Sängerin Jutta Glaser aus all diesen Material machen, ist so emotional anrührend und aufregend, weil die technische Vituosität dahinter so selbstverständlich wirkt.
Heidi Aydts Piano-Spiel besitzt die hymnische Kraft und Ausstrahlung, die auch bei Abdullah Ibrahim gefangen nimmt. Mal perlen die Läufe gradlinig aus den Tasten, dann stockt plötzlich der Fluss, die Melodie wird in ein paar Akkordgriffen aufgebrochen. Bruchlose Tempowechsel wie in "Tasane maa", spannungsreiche Ostinati und ein selbst im vertrackten "37" stets äußerst transparentes Spiel sind Beleg für eine gewachsene und gereifte Kunstfertigkeit.
Und Jutta Glaser geht mit ihrer Stimme um, wie ein Künstler mit seinem Instrument. Sie nölt und faucht wie eine Katze, schleift die Töne, artikuliert in zerdehnten Vokalisen, reibt sich an Worten. Mit einer im Grund samten warmen Tonfärbung haucht und seufzt sie, zirpt oder schnattert. Diese Stimme verfügt auch ohne Worte über eine unbeschreibliche Ausdruckskraft – wie beim instrumentalen Einsatz im Verbund mit der Gitarre in "Golf", der Klage über die Not flüchtender Kurden nach dem Golfkrieg 1991.
Kraftvoll und treibend fügen sich der Schlagzeuger Erwin Ditzner und/oder der Gitarrist Jochen Seiterle ein – letzterer mit fulminanten Solo auch in "Why". Da wird die Frage zur Provokation.
Diese Scheibe kann süchtig machen.
(Quelle: Klaus Mümpfer - www.jazzpages.com/Muempfer)